24. September 2021, Treptow Ateliers
Ko-Kurator Lennart Siebert | Unterstützung Stefka Ammons & Sebastian Körbs | Gäste Andreas Foidl & Martin Schwegmann
Eine Kooperation mit dem Netzwerk Ateliergemeinschaften Treptow Köpenick und dem Runden Tisch für Liegenschaftspolitik
Berlins Pfund ist die kulturelle Vielfalt, welche zu einem erfolgreichen Wirtschaftsfaktor geworden ist. Dabei handelt es sich nicht bloß um ein geschickt platziertes Versprechen des nachhaltigen Stadtmarketings, sondern um eine reale Situation, die von realen Menschen in realen Kiezen durch reale Investition ihrer Arbeitskraft geschaffen wird.
Steigende Mieten und die Schließung gewachsener, nicht kommerzieller Kulturinstitutionen, Atelierhäuser und -gemeinschaften führen dazu, dass in Berlin mittlerweile über 350 Ateliers pro Jahr verloren gehen und die Hälfte der bildenden Künstler:innen in Berlin auf der Suche nach neuen Standorten ist.
Treptow-Köpenick ist ein Bezirk, der vor allem durch seine leerstehenden Industriebauten im vergangenen Jahrzehnt ein zentraler Ansiedlungspunkt für Künstler:innen interdisziplinärer Herkunft wurde und heute weit über 500 Ateliers beherbergt. Durch aktuelle Entwicklungen droht er allerdings zum Paradebeispiel für das nächste Kapitel in der Historie des Ateliersterbens zu werden.
Das künstlerische Austauschformat “Salon Raumverstehen” hat gemeinsam mit Stellvertreter:innen aller Seiten in dieser Entwicklung untersuchen, welche Möglichkeiten für Künstler:innen und überhaupt Betreiber:innen von Kulturräumen eröffnet werden können, um langfristig unabhängig zu existieren und diese Arbeitsorte zu sichern.
Eingeladen waren Künstler:innen, Bezirks- und Landespolitiker:innen, Mitarbeitende der Verwaltungen, Investor:innen und Stadtplaner:innen zu einem praktischen workshop-artigen Austausch, der auf lösungsorientieren Wissensaustausch und das Sammeln und bündeln von Ressourcen fokussiert.
Kurze Gastbeiträge vermittelten den Teilnehmenden zunächst einen kurzen Einblick zum Status Quo der Berliner Kulturraumlandschaft aus politischer Sicht. Anschließend warfen wir in kollektivem Expertentum gemeinsam einen Blick darauf, inwieweit sich kluge und gleichzeitig betriebswirtschaftliche tragbare Strategien entwickeln lassen, um urbanen Wachstums bezahlbare, private, kulturelle Produktionsräume zu erhalten. Kurz: es geht darum, gemeinsam Raum zu verstehen.
Ko-Kurator Lennart Siebert
Lennart Siebert studierte Internationales Kulturmanagement sowie Kommunikation & PR. Seit 2006 arbeitet er interdisziplinär (in den Bereichen Literatur, Event, Musik, Fotografie und Kunst) rundum Europa als Künstler- und Kulturmanager mit den Schwerpunkten Kommunikation, Kultur- und Liegenschaftspolitik. Spezialisiert hat er sich dabei branchenübergreifende Synergien aufzuspüren, zu vermitteln und zu fördern. Seit 2015 setzt Lennart Siebert sein Wissen für die Belius GmbH / Stiftung ein, wo er seit 2020 auch Partner ist. Darüber hinaus leitet er die Koordinierungsstelle des Runden Tisches Liegenschaftspolitik und hat in 2020 das Online-Magazin STADT NEUDENKEN gegründet.
Netzwerk Ateliergemeinschaften
Das Netzwerk Ateliergemeinschaften Treptow-Köpenick ist ein loser Zusammenschluss von weit über 300 Künstler:innen, die im Bezirk ihre Arbeitsplätze in Ateliergemeinschaften haben, welche in überwiegender Mehrheit den kommenden Jahren bedroht sind.
Runder Tisch für Liegenschaftspolitik
Der Runde Tisch für Liegenschaftspolitik des Landes Berlin hatte bei diesem Salon eine vermittelnde Funktion: Involvierte Personen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft wurden in einem sorgfältig kuratierten Kontext auf Augenhöhe zusammengebracht. Durch den (moderierten) Dialog und die Interaktion werden die jeweiligen Perspektiven aufgezeigt, Interessen geklärt und die Bedeutung der sensiblen Ressource Raum verständlich gemacht. Durch den Austausch der Perspektiven und dem gemeinsamen Diskutieren kann auf lange Sicht das Stadtbild verbessert werden.
Noch mehr Salons: